Tierische Therapeuten - Assistenz- und Therapietiere
Wie Vierbeiner uns helfen - Heilen mit Fell und Pfoten
Kein Wunder, dass die vielfältigen positiven Effekte von Tieren auf Menschen auch im klinischen Sinne heilend, lindernd oder unterstützend genutzt werden. Man unterscheidet dabei zum einen Assistenztiere, meist Hunde, seltener Ponys, die ständig mit dem gesundheitlich beeinträchtigten Frauchen oder Herrchen zusammenleben, und zum anderen Therapietiere aller Art, etwa Pferde, Lamas, Schweine, Kaninchen oder Delphine, die unter Anleitung eines Therapeuten nur eine begrenzte Zeit mit Patienten verbringen. In manchen Kliniken werden auch Projekte mit der Versorgung von Bienenvölkern, Fischen oder Schafen angeboten.
Mobilisieren, sichern, warnen
Die bekannteste Form der Assistenten auf vier Pfoten sind sicher Blindenführhunde, die sehbehinderten Menschen die Orientierung erleichtern und sie mobiler und sicherer machen. Eine ähnliche Funktion erfüllen Demenz-Assistenzhunde. Oft können Demenzpatienten durch die Anwesenheit eines ausgebildeten Hundes weiter zu Hause betreut werden und müssen nicht in ein Pflegeheim umziehen. Fast schon mystisch muten die Fähigkeiten von Diabetes- oder Epilepsie-Warnhunden an. Diese hochsensiblen Vierbeiner sind in der Lage, eine drohende Unter- bzw. Überzuckerung oder einen bevorstehenden epileptischen Anfall zu erspüren. Durch Pfoteauflegen oder Anstupsen können sie ihre Besitzer dazu bringen, zum Beispiel rechtzeitig Medikamente einzunehmen, sich hinzulegen oder telefonisch um Hilfe zu bitten.
Kommunikation ohne Worte
Weil nicht jeder Erkrankte in der Lage ist, ein Tier dauerhaft zu versorgen, bieten entsprechend geschulte Therapeuten auch Besuche mit Tieren an. So ermöglichen einige Kliniken und Seniorenheime das zeitweilige Streicheln, Bürsten oder Füttern von Tieren, weil gerade
Patienten mit eingeschränkten Kommunikationsfähigkeiten oft sehr freudig darauf reagieren. Menschen mit Demenz oder einer Erkrankung aus dem Autismus-Spektrum finden durch Tiere häufig eine Art „Türöffner“ und können besser in einen Austausch treten. Angstoder
Traumapatienten wiederum beruhigen sich in Gesellschaft von Tieren meist. Bewährt haben sich hier Hunde, Katzen und Kaninchen, in den letzten Jahren auch verstärkt die freundlichen, gelassenen Lamas und Alpakas, die – im Gegensatz zu Hunden oder Katzen – bei fast niemandem negative Assoziationen auslösen.
Mit dem Tier trainieren
Eine Sonderstellung bei den tiergestützten Behandlungen nimmt die Hippotherapie ein. Denn dabei trainieren Patienten mit Spastiken, Gleichgewichtsproblemen oder Muskelerkrankungen direkt auf dem Pferderücken. Die Bewegung des Tieres soll sich positiv auf
Muskelspannung, Balance und Haltung des im Schritt „reitenden“, vom Therapeuten begleiteten Patienten auswirken. Zusätzlich wird auch die Variante „Therapeutisches Reiten“ angeboten, in der es um psychologische Effekte geht, beispielsweise bei der Behandlung von Depressionen oder ADHS.
Delfintherapie 2.0
In den 1980er Jahren entwickelte der Verhaltensforscher Dr. David E. Nathanson in den USA die tiergestützte Delfin-Therapie. Das Schwimmen mit den Meerestieren galt eine Zeitlang als wahre Wundertherapie, sollte sich bei körperlich und geistig behinderten Menschen positiv auf Koordination, Verständigung und Stimmung auswirken. Und tatsächlich zeigten sich oft positive Effekte. Allerdings gilt die Therapieform heute als umstritten – unter anderem durch zu hohe Kosten und möglichen Stress für die Tiere. Eine Alternative der Zukunft:
Täuschend echt aussehende Delphin-Roboter, die in Untersuchungen bereits sehr gute Fortschritte bei Patienten zeigten.
gesundleben Tipp: Auf dem Portal www.tiergestuetzte-therapie.de findet man nach Bundesland sortiert Adressen von verschiedenen Anbietern. Speziell auf Hunde bezogen sind folgende Seiten hilfreich: www.assistenzhunde-zentrum.de, www.rehahunde.de, www.dbtb.info (Dt. Berufsverband für Therapie- und Behindertenbegleithunde e.V.).
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